Wie war Ihr Name schon wieder? Wissen Sie manchmal auch nicht mehr, wo Ihnen der Kopf steht? Keine Angst, Ihre geistigen Ressourcen sind noch lange nicht ausgeschöpft.
Der durchschnittliche Mensch ist schon überfordert, wenn er sich drei bis vier Namen und noch einige Kleinigkeiten merken muss. Ich zähle mich zum Durchschnitt und spüre meine Grenzen täglich schmerzlich. Ein Seminar, das Besserung verspricht, hat deshalb meine Aufmerksamkeit erregt: «Sie können sich gleichzeitig 20 Namen, diverse Daten, Termine, viele Wichtigkeiten oder auch Witze einprägen und diese nach einigen Tagen zuverlässig wieder aufzählen.» Das hörte sich gut an. Gelernt habe ich dabei viel, über das menschliche Gehirn ganz allgemein wie auch über mich.
In jedem gesunden Gehirn sitzt ein leistungsstarkes Gedächtnis, unabhängig vom Alter und von der Ausbildung, auch wenn der Volksmund das Gegenteil spricht. Das Gedächtnis darf nicht isoliert betrachtet werden, es ist ein Mix zwischen unseren Gefühlen, der Wahrnehmung, der Wichtigkeit vom Lernstoff und unseren Sinnen.
Unser Gedächtnis hat die Fähigkeit, sich Dutzende von Daten zu merken wie Namen, Gesichter, Zahlen, Termine, Handlungs- und Prozessabläufe, Kontexte, Redewendungen, Witze, Zitate und Gewohnheiten aller Art. All diese Daten werden bewertet, sortiert, gespeichert und können im richtigen Zeitpunkt wieder abgerufen werden wie auch die damit verbundenen Gefühle und Erlebnisse.
Das Geheimnis liegt in der richtigen Wahrnehmung. Je mehr Sinne wir beim Aufnehmen anwenden wie Sehen, Hören, Riechen und Tasten, je höher ist der Lern- und Memoriereffekt. Bilder gehen tiefer als nur Gehörtes. Das Wichtigste ist das Visualisieren, die Vorstellungskraft. Ein guter Rhetoriker hat eine bildhafte, blumige und witzige Sprache, damit wird er verstanden und bleibt in guter Erinnerung.
Das Gedächtnis ist die im Alltag wichtigste Gehirnleistung. Jedes Wissen ist Gedächtnis, Schrift und Sprache sind Leistungen, die das Gedächtnis vollbringt, ebenso Orientierung, Handlungsabläufe und Bewertendes wahrnehmen und erkennen. Das Gedächtnis ist auch Ursache unserer Gefühle, denn Gefühle resultieren unmittelbar aus Bewertungen unserer Erlebnisse.
Ich erlernte die Grundregeln der Memorytechnik. Zur Memorytechnik gehören Interesse als Grundvoraussetzung, 5 Sinne, die wir fürs Memory in Verbindung bringen, Bewegung (das Gehirn speichert Bilder), Assoziation wie gedankliche Verknüpfung, viele andere Begriffe, Worte und Ideen, Humor (verwendet Vorstellungskraft und Belebung), Fantasie, Struktur (Formen in Verbindung mit Zahlen bilden eine Struktur), Symbole, Farben (farbige Notizen prägen sich besser ein).
Ich war erstaunt, wie ich mit all diesen Hilfsmittel innerhalb von 15 Minuten 60 Namen spielend speichern und genau diese Namen zwei Stunden später problemlos abrufen konnte, obwohl in der Zwischenzeit ein komplett anderes Gedankengut bearbeitet wurde.
Vergesslichkeit hat mit dem Alter nichts zu tun, denn in jedem gesunden Gehirn sitzt ein starkes Gedächtnis. Das Gedächtnis lebt von dem, was es bekommt, das Herz von dem, was es gibt.
Merke: Geistige Nahrung hat nie zu viele Kalorien.