Familien ohne eigenes Waschhaus, fehlende Säuglingswäsche bei bedürftigen Wöchnerinnen und eine Brockenstube, die an der Ungunst der Zeit leidet. Diese Probleme schildert der Jahresbericht 1939 des Gemeinnützigen Frauenvereins Schaffhausen. Der Vereinsvorstand bestand damals aus 14 Personen und die Einnahmen beliefen sich gemäss damaliger Jahresrechnung auf CHF 2’812.87, die Ausgaben auf CHF 2’576.85. Der aktuell sechs Personen zählende Vorstand stellte an der letzten Versammlung betreffend den Jahresabschluss 2023 dem Ertrag von CHF 994’359.05 einen Aufwand von CHF 933’581.79 gegenüber.
Nicht nur die Rechnung des Frauenvereins, auch dessen Aufgaben veränderten sich mit dem gesellschaftlichen Wandel. Der Verein packte immer wieder neue Vorhaben an, begann in den 1970ern den Aufbau eines Netzes von Haushaltshilfen, das anschliessend in der sog. Spitex seine Fortsetzung fand, oder gründete 2002 eine Kindertagesstätte.
Heute betreibt der Frauenverein zwar keine Waschküche mehr, bedürftige Menschen gibt es nach wie vor. Es sind ältere Personen oder alleinerziehende Eltern, die mit wenig Geld ihr Leben bestreiten und in die Kategorie der sogenannten Armutsbetroffenen gehören. Solche Personen haben keinen Spielraum für Ausgaben jenseits der absoluten Grundbedürfnisse. Hier ermöglicht der Frauenverein beispielsweise ein Weiterkommen durch Weiterbildung (z.B. Sprachkurse) oder unterstützt Freizeitaktivitäten von Kindern.
Damals wie auch heute existiert die Brockenstube und stellt weiterhin ein wichtiges Standbein des Vereins dar. Die Einkünfte der Brockenstube werden für die Unterstützung von bedürftigen Personen verwendet. Wie der Jahresbericht 1939 berichtet, beklagte man in jener Zeit schon die verschwindenden Gaben, allerdings mit anderem Hintergrund als heute. Damals gaben die entrümpelten Estriche kaum mehr etwas her und Kleider wurden so lange wie möglich ausgetragen.
Heutzutage leben viele Menschen im Überfluss, eine Herausforderung unserer Brocki ist heute die Online-Konkurrenz. Dennoch schätzen viele Menschen weiterhin einen Besuch in der schmucken Brockenstube am Schönmaiengässchen in Schaffhausen, wo sich vom Fingerhut über das Kochbuch und den edlen Teeservice bis zur Damenhandtasche alles Mögliche findet.
Als soziale Aufgaben im Interesse der Frau, der Familie und der Gesellschaft bot der Frauenverein vor einigen Jahrzehnten noch Spielgruppen an. Heute führt der Verein die Kindertagesstätten Zwergehuus und am Munot und erfüllt damit eine seiner statutarischen Aufgaben. Die Kita Zwergehuus liegt wunderschön im Breitenau-Park und verfügt mit dem eigenen Garten über zahlreiche Möglichkeiten zum Spielen und Austoben; sie ist seit ihrer Gründung um einiges gewachsen. Die Kita am Munot befindet sich im Gebäude der Kantonsschule und wird seit Anfang 2023 ebenfalls vom Frauenverein geführt. Sie trägt das Qualitätssiegel einer Purzelbaum-Kita mit den Schwerpunkten Bewegungsförderung und ausgewogene Ernährung. Beide Kitas profitieren von der Unterstützung von städtischen und kantonalen Subventionen.
Die Daseinsberechtigung des Frauenvereins hat auch 121 Jahre nach der Gründung nichts eingebüsst. Die Führung der Kindertagesstätten dient der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und mit den Einnahmen der Brockenstube kann der Verein Personen in schwierigen Situationen unterstützen.