Den Wert eines Unternehmens zu bestimmen, ist eine Herausforderung. Dieser entspricht meist nicht einfach der Summe einzelner Vermögenswerte, sondern ist üblicherweise das Resultat einer komplexen Berechnung, wobei der subjektive Unternehmenswert ebenfalls einen Einfluss auf die Wertbestimmung hat.
Die Gründe für die Durchführung einer Unternehmensbewertung können vielschichtig sein. Der weitaus grösste Teil an Unternehmensbewertungen im KMU-Bereich wird durch die Steuerverwaltung für die Ermittlung des steuerbaren Vermögenswertes vorgenommen. Jede Kapitalgesellschaft wird jährlich durch die Steuerverwaltung bewertet. Dabei wird die sogenannte Praktikermethode angewendet, welche rein vergangenheitsorientiert ist und deshalb mit wenig Aufwand erstellt werden kann.
Aus der Perspektive der Unternehmung sind Bewertungen häufig im Rahmen von Nachfolgeregelungen, Kapitalerhöhungen, Erbteilungen, Kreditwürdigkeitsprüfungen oder bei Sacheinlagegründungen notwendig. Im Gegensatz zur Praktikermethode der Steuerverwaltung interessieren sich Unternehmer und Unternehmerinnen meist mehr für den in Zukunft gerichteten Unternehmenswert anstatt für die Vergangenheit. Um dieses Ziel zu erreichen, werden alternative Bewertungsmethoden angewendet.
Die Methoden der Unternehmensbewertung können unter anderem in substanzorientierte, ertragswertorientierte, Cashflow-orientierte oder marktorientierte Verfahren eingeteilt werden.
Unter dem substanzwertorientierten Verfahren versteht man die Summe der einzelnen Teilwerte, welche anhand der Bilanz berechnet werden. Der Wert setzt sich aus den in der Bilanz ausgewiesenen Anlage- und Umlaufvermögen abzüglich des Fremdkapitals zusammen, wobei stille Reserven zusätzlich wertsteigernd berücksichtigt werden. Der Substanz-wert ist bilanz- und vergangenheitsorientiert.
Das ertragswertorientierte Verfahren nimmt den in der Erfolgsrechnung ausgewiesenen Jahresgewinn als Grundlage. Dieser Gewinn wird im Rahmen der Bewertung bereinigt um alle nicht betrieblichen, ausserordentlichen und sonstigen Sonderfaktoren, um ein möglichst objektives Ergebnis zu ermitteln. Dieser Wert wird anschliessend mit einem Kapitalisierungszinssatz aufgerechnet. Daraus resultiert der Ertragswert. In der Praxis kann der Ertragswert auch auf Basis zukünftiger budgetierter Erfolgsrechnungszahlen ermittelt werden.
Die einleitend erwähnte Praktikermethode ist die Vermischung der Substanz- und Ertragswertmethode. Neben unterschiedlichen Gewichtungen zwischen diesen beiden Werten kann die Ertragswertberechnung entweder vergangenheitsorientiert oder zukunftsgerichtet erfolgen. Die Steuerverwaltung berechnet nicht börsenkotierte Unternehmen jeweils vergangenheitsorientiert und gewichtet dabei den Ertragswert doppelt und den Substanzwert einfach (gemäss Vorgaben des Kreisschreibens Nr. 28).
Unter dem Cashflow-orientiertem Verfahren versteht man die Discounted-Cashflow-Methode (DCF). Bei Anwendung der DCF-Methode wird der Unternehmenswert als Barwert zukünftiger freier Cashflows bestimmt. Sie unterscheidet sich von den klassischen Ertragswertmethoden im Wesentlichen dadurch, dass nicht ein durchschnittlicher, nachhaltig erzielbarer Zukunftsgewinn kapitalisiert wird, sondern dass die in näherer Zukunft liegenden freien Cashflows einzeln ermittelt und mit den Kapitalkosten diskontiert werden. Bei diesem Verfahren werden also auch die zukünftig anfallenden betriebsnotwendigen Investitionen mitberücksichtigt. Um den Wert eines Unternehmens mit der DCF-Methode berechnen zu können, ist eine umfassende Finanz-planung für (in der Regel) die nächsten 5 Jahre notwendig mit Planerfolgsrechnung, Planbilanz und Planinvestitionsrechnung. Diese Methode ist deutlich aufwändiger als andere, hat sich in der Praxis aber für diverse Anwendungsfälle gut etabliert.
Wie der Name des marktorientierten Verfahrens bereits andeutet, wird für die Ermittlung des Unternehmenswerts der Marktwert (sehr selten verfügbar) verwendet oder die Unternehmung mit ähnlichen Unternehmen auf dem Markt verglichen, für welche ein bekannter Unternehmenswert vor-handen ist. Wurde erst kürzlich eine vergleichbare Firma für einen Preis von 5x EBITDA verkauft, ist das auch ein Richtwert für «mein» Unternehmen (Multiples-Methode). Da aber auch im KMU-Bereich jede Firma sehr individuell aufgestellt ist und solche Vergleichs-Multiples nur sehr selten vorhanden sind, ist das marktorientierte Verfahren im KMU-Bereich sehr selten respektive wird maximal als zusätzliche Wertindikation zu einer der vorherigen Methoden herangezogen.
Schlussendlich gilt es aber immer zwischen dem Wert und dem Preis zu differenzieren. Ein Unternehmen ist nämlich so viel wert, wie effektiv bezahlt wird. Dieser Preis kann vom berechneten Wert aus verschiedenen subjektiven, psychologischen und weichen Gründen in beide Richtungen abweichen (z.B. Anzahl der Interessenten, Zeitdruck der involvierten Parteien etc.)
Zur Bewertung eines Unternehmens stehen viele verschiedene Berechnungsmethoden zur Verfügung. Die Ermittlung eines (theoretischen) Unternehmenswertes ist zudem meistens komplex und aufwändig. Dank unserer Erfahrung und modernen Bewertungsprogrammen unterstützen wir Sie gerne bei der Wahl der für Ihre Bedürfnisse geeignetsten Bewertungsmethode sowie deren Umsetzung.